Als Junge wäre ich erschossen worden...

Als Junge wäre ich erschossen worden...

Autor: Jaroslava Skleničková
Jazyk: DE
Dostupnost:
Cena: 305,00 Kč

Die Erinnerungen Jaroslava Skleničková zeichnen den Lebensweg einer Frau nach, in deren Schicksal die Geschichte in grausamster Weise – durch die Auslöschung ihres Heimatdorfes Lidice – eingriff.

Die Erinnerungen Jaroslava Skleničková zeichnen den Lebensweg einer Frau nach, in deren Schicksal die Geschichte in grausamster Weise - durch die Auslöschung ihres Heimatdorfes Lidice - eingriff. Wenngleich diese von den Nazis verübte Tat ein barbarischer Racheakt an einer schuldlosen, eher zufällig herausgegriffenen Gruppe von Menschen war, existierten genaue bürokratische Regeln, die den Umgang mit allen Personen festschrieben, die mit ihrem Hauptwohnsitz in Lidice gemeldet waren, und die bestimmten, wer erschossen, wer einer "Sonderbehandlung zugeführt", wer "eingedeutscht" oder "nur" in ein Konzentrationslager deportiert werden sollte. Frau Skleničková, die im Juni 1942 sechzehn Jahre alt war, hatte, ohne es zu ahnen, doppeltes "Glück": Wäre sie als Junge geboren worden, hätten die Nazis sie zusammen mit den anderen Lidicer Männern erschossen, wäre sie knappe drei Monate später zur Welt gekommen, hätte sie nach den Regeln der Nazibürokratie nicht als Frau, sondern als Kind gegolten, und ihre Chancen, die nazistische "Sonderbehandlung" zu überleben, wären gering gewesen.

Jaroslava Skleničková Erzählung ermöglicht dem Leser eine Innenansicht der Lidicer Tragödie aus der Perspektive eines menschlichen Einzelschicksals. Zunächst entsteht vor unseren Augen das Bild einer normalen, glücklichen Kindheit während der ersten Tschechoslowakischen Republik. Bald aber sind wir mit der widersinnigen Absurdität einer Situation konfrontiert, die die junge Jaroslava mit den anderen Lidicer Frauen teilt: Im Sommer 1942 fi nden sie sich von einem Tag auf den anderen im Konzentrationslager Ravensbrück wieder - ohne zu ahnen, warum, ohne die geringste Vorstellung von dem, was sie erwartet und ohne jegliche Nachricht über das Schicksal ihrer Kinder, Ehemänner und Väter. Die Wahrheit sollten sie erst 1945, nach ihrer Rückkehr in die befreite Heimat, erfahren. Ihren von der Ravensbrücker Erfahrung und dem Schicksal der Lidicer Frauen gezeichneten Lebensweg lässt uns die Autorin auch in der Nachkriegszeit mitverfolgen. Die Erzählung endet mit ihrer Rückkehr in den Geburtsort Lidice nach dem Eintritt in den Ruhestand Ende der siebziger Jahre.

Das Buch zeugt jedoch nicht nur von den Folgen einer gewaltsamen historischen Begebenheit für ein menschliches Einzelschicksal; es ist auch eine Erzählung über menschliche Solidarität und darüber, was es heißt, historischer Tragik zum Trotz ein glückliches Leben zu führen.